Man erkennt sie am metallisch-kreischenden Schrammeln: Modems übersetzen digitale Bits und Bytes in hörbare, analoge Signale, um sie per Telefon zu übertragen. Oder umgekehrt. Daher der Name: MOdulator-DEModulator. Geschrammelt wurde schon vor dem Internet: Die ersten Modems nutzte man in den USA bereits Ende der 1950er Jahre, um Radardaten via Telefonleitung an den Zentralrechner der Luftwaffe zu schicken.
Bell und andere Firmen boten Modems bald auch für Unternehmen an, die per Telefon auf Großrechner zugreifen wollten. Für private Haushalte waren Modems erst so richtig interessant, als es Personal- bzw. Heimcomputer gab, und die perfekt dazu passende Erfindung von Dennis C. Hayes: das “Smartmodem”. Es ließ sich dank eigenem Befehlssatz von jedem Computer aus ansteuern, und wählte sich selbständig ins Telefonnetz ein. “Hayes”-Kompatibilität wurde zum Industriestandard.
Telefonnetz als Alternative zum Internet?
Anfangs verband man sich per Modem direkt mit einem entfernten Computer, etwa um einen kommerziellen Online-Dienst wie CompuServe oder ein privates BBS (“Bulletin Board System”) zu nutzen. Später dienten die Modems dazu (manche erinnern sich noch…), sich über einen Internet Service Provider ins Netz der Netze einzuwählen. Wenn man nur genügend einzelne Personal Computer per Modem und Telefon vernetzt, braucht man grundsätzlich aber gar kein Internet im Hintergrund.Zahlreiche BBS-Netzwerke weltweit funktionierten in den 1980er und 1990er Jahren nach diesem Muster – etwa das auf einer Software von Tom Jennings basierende “FidoNet” aus den USA oder das in Deutschland populäre “Zerberus-” bzw. “Z-Netz”, dessen Basis Wolfgang Mexner und Hartmut “Hacko” Schröder schufen.
Der Traum von der alternativen Gegenöffentlichkeit
Das FidoNet hatte Anfang der 1990er Jahre weltweit tausende Netzknoten, das Z-Netz immerhin viele hunderte. Die Ausbreitung war denkbar einfach – schließlich konnte sich jeder Computerbesitzer per Modem die notwendige Software vom nächstgelegenen BBS herunterladen, und seinen Rechner zum nächsten Knotenpunkt machen.Die auf diese Weise geschaffene Gegenöffentlichkeit mit ihren Diskussions- und Newsgroups sowie E-Mail-ähnlichen Kommunikationsmöglichkeiten konnte zwar nicht mit großer Bandbreite und Geschwindigkeit glänzen, dafür aber mit Unabhängigkeit und Stabilität. Das Z-Netz etwa war für die deutsche Ökobewegung deswegen von großer Bedeutung.
“Wie alle Graswurzelbewegungen wuchsen die Mailboxen vom Boden aus nach oben, verbreiteten sich selbst und sind schwer wieder auszurotten”, urteilte nicht zuletzt Cyber-Pionier Howard Rheingold 1993 in seiner Studie “Virtual Community”. Schließlich müsste man dazu das komplette Telefonnetz abschalten…